Zapfenpflücker
Saatguternte hoch über´m Sommerberg
unterwegs in schwindelerregenden Höhen
Tollkühne Männer in schwindelerregenden Höhen
- Es ist schon eine kleine Sensation, was am 27.08.2018 im Wald auf dem Sommerberg bei Bachfeld passierte. Zapfenpflücker der Thüringer Landesforstanstalt kletterten in die bis zu 35 m hohen Baumkronen der etwa 120-jährigen Weißtannen der Waldgenossenschaft Bachfeld.
Einige von den Mitgliedern der Waldgenossenschaft waren extra deshalb gekommen. Mit skeptischen Blicken beobachtete man das nicht alltägliche Treiben im Gemeinschaftswald und mancher wollte anfänglich nicht so recht daran glauben, daß die angereisten Männer tatsächlich auf die Bäume klettern werden, um dort Tannenzapfen zu pflücken. Schließlich klang das ja fast so, als wolle man jemandem einen Bären aufbinden!
Aber nach einiger Vorbereitungszeit war es dann so weit und die 7 Männer stiegen tatsächlich hinauf in die Baumkronen. Doch wozu ist solch eine spektakuläre und sicherlich auch nicht ungefährlich Aktion eigentlich notwendig?
Erst Raubbau - dann Rettungsmaßnahmen
- Dazu muß man folgendes wissen: Unsere einheimische Weißtanne war in früheren Jahrhunderten mit etwa 20 bis 30 % Anteil am Wald ein weit verbreiteter Baum der Thüringer Mittelgebirge. Doch der stetig wachsende Holzbedarf im späten Mittelalter und zu Beginn der Industrialisierung führte zu einer Übernutzung der Wälder. Um den großen Holzbedarf decken zu können, begann man die Wälder schlagweise zu bewirtschaften. Die für diese Art der Waldbewirtschaftung typischen Kahlschläge forstete man anschließend mit der schnell wachsenden Fichte auf und verdrängte auf diese Weise immer mehr die Weißtanne, so daß ihr aktueller Anteil an der Waldfläche Thüringens laut Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012 nur noch bei 0,1 % liegt.
- Erst mit der politischen Wende 1989/90 wandte man sich in der Forstwirtschaft in Thüringen von dieser Form der Waldbewirtschaftung ab und versuchte, die Weißtanne durch Pflanzung an geeigneten Standorten wieder zu etablieren.
Tatkräftige Geburtshilfe für kleine Weißtannen
- Und damit schließt sich der Kreis. Um Pflanzen in Baumschulen heranziehen zu können, benötigt man erst einmal Samen, auch Saatgut genannt. Die Samen der Tanne befinden sich in ihren Zapfen. Da aber der Tannenzapfen nicht samt seinen Samen zu Boden fällt, sondern oben im Baum zerfällt und dabei die Samen freigibt, müssen die Zapfen noch im grünen Zustand gepflückt werden. Die so geernteten Zapfen kommen dann in die Darre, wo man die Samenkörner durch Trocknen herausgelöst.
Unser Saatgut gehört zum Besten...
- Obwohl die Weißtanne in Thüringen sehr selten ist, wird solch eine Ehre, wie sie die Bachfelder Weißtannen erfahren haben, nur wenigen Bäumen zu Teil, weil für die Gewinnung von Saatgut strenge gesetzliche Regelungen gelten. Gemäß diesen Bestimmungen muß der zu beerntende Bestand erstmal von einem Expertengremium als Saatgutbestand anerkannt worden sein. Diese Anerkennung erhielt der Bachfelder Weißtannenbestand wegen seiner guten Qualität 2017 verliehen.
- Ja und so bleibt zum Schluß der erfolgreichen Zapfenernte noch der schöne Gedanke, daß im Ergebnis dieser Aktion eines Tages irgendwo in Thüringen Nachkommen der Bachfelder Weißtannen wachsen werden und damit ein Beitrag zum Erhalt eine wunderbaren einheimischen Baumart geleistet werden konnte.
- Gut gemacht! Gerne wieder!