Baumartenspezifische Empfehlungen
Für die Hauptbaumarten Fichte, Kiefer und Buche sind im Folgenden einige wichtige spezifische Hinweise aufgeführt:
Fichte: Die Fichte ist mit fast 60 % der Holzbodenfläche im Oberstand die mit Abstand häufigste Baumart im Betreuungswald (Abb. 2). Auf Muschelkalk ist die Fichte nicht standortsgerecht. Wegen des hohen Anteils an Muschelkalkstandorten sind folglich etwa ¾ aller Fichtenbestände als nicht standortsgerecht einzustufen. Eine Umwandlung der nicht standortsgerechten Fichtenbestände ist deswegen langfristig die richtige Zielsetzung. Wegen der starken Neigung der nährstoffreichen Muschelkalkstandorte zur Vergrasung empfiehlt es sich aber, die Schirmwirkung des Fichtenoberstandes so lange als möglich aufrecht zu erhalten, auch wenn dadurch die Fichte sich natürlich mitverjüngen wird. Wie aber die Baumartenverteilung im Unterstand aufzeigt (Abb. 2), geht bei diesem Prozeß mittelfristig der Anteil der Fichte zurück und der Anteil standorts-gerechter Mischbaumarten nimmt zu.
Kurzfristig hingegen können Blößen nach Kalamitäten für den aktiven Waldumbau genutzt werden. Hier empfiehlt es sich, den Waldbesitzern die Förderung solcher Maßnahmen anzubieten.
Kiefer: Die Kiefer stockt im Betreuungswald auf Muschelkalk- und Buntsandsteinstandorten.
Auf Muschelkalk ist sie zu allermeist nicht standortsgerecht. Nur auf den wenigen extremen Trockenstandorten mit Schutzwaldcharakter an der Steilstufe des Unteren Muschelkalks zum Röt (Oberer Buntsandstein) kommt sie natürlich vor. Der Erhalt der Kiefer auf den Muschelkalkstandorten ist im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Auch ihre erhöhte Schneebruchanfälligkeit trägt wesentlich zur waldbaulichen Ablehnung der Baumart bei. Im Rahmen von Durchforstungen kann ihr Anteil deswegen auch weiter zu Gunsten anderer Baumarten reduziert werden. Waldbaulich schwieriger ist die Verfahrensweise bei Kiefernreinbeständen. Aufgrund der starken Vergrasung und Verbuschung durch Weißdorn lassen sich Kiefernreinbestände in der Regel nur durch aktive Waldumbaumaßnahmen, wie z. B. Voranbauten aus Weißtanne und Edellaubholz, zu Dauerwald umwandeln.
Ganz anders hingegen sieht die waldbauliche Empfehlung für die Buntsandsteinstandorte aus. Aufgrund der guten qualitativen Eigenschaften (Feinastigkeit, Vollholzigkeit) und der gegebenen Standortsgerechtigkeit ist die Bewirtschaftung der Kiefer hier auch weiterhin zu empfehlen. Als absolute Lichtbaumart gelingt ihre Verjüngung unter Schirm kaum. Es ist deshalb ratsam, die Kiefer im Überhaltbetrieb zu bewirtschaften. Da die Kiefer ein Mineralbodenkeimer ist, muss zur Einleitung von Naturverjüngung in den Verjüngungsbeständen Bodenverwundung durchgeführt werden. Bei der Wahl von geeigneten Beständen für den Überhaltbetrieb kommt der richtigen Phänotypenauswahl eine große Bedeutung zu. Nach Möglichkeit sollten nur Kiefern mit dem typischen Habitus einer Höhenkiefer als Phänotypen ausgewählt und verjüngt werden.
Buche: Der Buchenanteil im Betreuungswald liegt im Oberstand etwa bei 3 %. Dieser Anteil dürfte sich aber sukzessive in den nächsten Jahren erhöhen, da die Buche als Schattbaumart von allen Baumarten am meisten von der Umstellung zum Dauerwald profitieren wird. Die konsequente Förderung der Buche als Mischbaumart in allen Wuchsklassen reicht meiner Meinung nach aus, ihren Anteil mittel- und langfristig deutlich zu erhöhen. Vom aktiven Waldumbau, wie z.B. durch Buchenvoranbauten, ist abzuraten, weil das mäusebedingte Ausfallrisiko der Buchen auf den Muschelkalkstandorten sehr hoch ist.
In Beständen, wo die Buche bereits vorherrschend ist, empfiehlt es sich, sie im Plenterbetrieb zu bewirtschaften.